Praxisabgabe an Nachfolger – So gelingt die erfolgreiche Praxisübergabe
Die Praxisabgabe an einen Nachfolger ist der klassische Weg, um als Ärztin oder Arzt den Schritt aus der eigenen Niederlassung in den Ruhestand zu gestalten. Ob Hausarztpraxis, Zahnarztpraxis oder Facharztpraxis – wer rechtzeitig plant, sich juristisch beraten lässt und den Prozess professionell steuert, kann den Praxiswert sichern, steuerliche Risiken vermeiden und einen reibungslosen Übergang gewährleisten.
Warum die Praxisabgabe frühzeitig geplant werden sollte
Eine Praxisabgabe ist mehr als nur ein Verkauf. Sie bedeutet, die eigene Lebensleistung in gute Hände zu übergeben – und dabei wirtschaftlich das Beste herauszuholen. Der gesamte Prozess von der Nachfolgersuche bis zur Zulassung durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) kann zwischen sechs und zwölf Monaten dauern. Wer frühzeitig plant, hat die besten Chancen, einen passenden Nachfolger zu finden und die Zulassung ohne Verzögerungen zu übertragen.
Empfohlen ist, bereits ein bis zwei Jahre vor dem geplanten Ruhestand erste Gespräche zu führen und eine Strategie zu entwickeln. Eine rechtliche Begleitung hilft dabei, typische Fehler zu vermeiden – insbesondere bei Verträgen, Kaufpreisverhandlungen und der Antragstellung vor dem Zulassungsausschuss.
Praxisbewertung und Kaufpreis – wie Sie den richtigen Wert finden
Die Frage nach dem richtigen Praxiswert ist zentral. Eine Praxis ist kein standardisiertes Produkt, sondern ein individuelles Gebilde aus Patientenstamm, Lage, Reputation und Ausstattung. Entsprechend schwierig ist die objektive Bewertung.
Ein Praxiswertgutachten nach gängigen Bewertungsverfahren (z. B. modifiziertes Ertragswertverfahren) liefert eine fundierte Grundlage für die Kaufpreisverhandlung. Wichtig ist, den ermittelten Wert nicht als starres Ergebnis, sondern als Verhandlungsbasis zu verstehen. Wie bei einer Auktion darf und soll ein gewisser Verhandlungsspielraum eingeplant werden. Wer sich dabei anwaltlich begleiten lässt, steigert nicht nur seine Verhandlungsposition, sondern minimiert auch das Risiko späterer Streitigkeiten.
Das Nachbesetzungsverfahren bei der KV – Ablauf und rechtliche Fallstricke
Nach Unterzeichnung des Kaufvertrags erklärt der Abgeber seinen Verzicht auf die Zulassung unter der Bedingung der Nachbesetzung. Der Wunschkandidat wird gegenüber dem Zulassungsausschuss benannt, der anschließend über die Durchführung des Nachbesetzungsverfahrens entscheidet. Wird das Verfahren eröffnet, erfolgt eine öffentliche Ausschreibung des Vertragsarztsitzes. Innerhalb der Frist können sich andere Interessenten bewerben.
Der Ausschuss wählt schließlich in einer zweiten Sitzung den Nachfolger aus. Wichtig: Die Praxis sollte erst nach rechtskräftiger Entscheidung übergeben werden. So vermeiden beide Seiten rechtliche und finanzielle Unsicherheiten.
Den passenden Nachfolger finden – mehr als nur der richtige Preis
Die Auswahl des Nachfolgers hängt nicht allein vom Kaufpreis ab. Entscheidend sind vier Faktoren: fachliche Qualifikation, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, kollegiale Zusammenarbeit und persönliches Vertrauen. Das Bauchgefühl spielt dabei oft eine größere Rolle, als viele glauben.
Flexibilität ist ebenfalls gefragt: Wenn kein Einzelkandidat bereitsteht, kann auch eine hälftige Nachbesetzung sinnvoll sein – etwa durch zwei Teilzulassungen, die gemeinsam die Praxis fortführen. So bleibt der Standort erhalten, und die Praxis lebt weiter.
Konkurrenz und rechtliche Sicherheit – worauf Sie achten sollten
In der Praxis kommt es häufig vor, dass mehrere Bewerber um denselben Vertragsarztsitz konkurrieren. Selbst wenn ein Wunschkandidat vorhanden ist, kann ein anderer Bewerber den Zuschlag erhalten. Daher sollte der Kaufvertrag Verlaufs- und Rücktrittsregelungen enthalten, falls der Ausschuss anders entscheidet. Auch ein Parallelvertrag mit dem Konkurrenten kann sinnvoll sein, um im Fall einer Auswahlentscheidung rechtlich abgesichert zu sein.
Ein spezialisierter Anwalt für Medizinrecht sorgt dafür, dass die Verträge sauber formuliert sind und keine nachträglichen Konflikte entstehen.
Fazit: Gute Vorbereitung sichert einen reibungslosen Übergang
Eine erfolgreiche Praxisübergabe braucht Zeit, Planung und rechtliche Präzision. Wer frühzeitig handelt, die Praxis professionell bewerten lässt und juristische Begleitung in Anspruch nimmt, schafft die Basis für eine wirtschaftlich und persönlich gelungene Übergabe.
Wie wir Ihnen helfen können
Eine Praxisabgabe ist juristisch anspruchsvoll und oft emotional. Wir unterstützen Sie bei allen Schritten – von der Bewertung über die Vertragsgestaltung bis zur Abstimmung mit der KV und dem Zulassungsausschuss. So sichern Sie Ihre Interessen und vermeiden rechtliche oder finanzielle Risiken.
Hinweis:
Dieser Beitrag ersetzt keine individuelle Rechtsberatung. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben wird keine Gewähr übernommen.










